Wie erkenne ich Qualität? - Weinkategorien in Portugal
England 1678, während King Charles II verschwörerische Katholiken abwehrte, hatte ein Weinhändler aus Liverpool eine andere Mission. Gerüchte über einen portugiesischen Geistlichen waren zu ihm vorgedrungen, der dem regionalen Rotwein im Gärungsprozess Brandy hinzu gab, womit er die Gärung aufhielt. Das Ergebnis dieser Prozedur lieferte einen kräftigen, süßen Rotwein – das ideale Getränk für Engländer.
So sandte der geschickte Weinhändler seine Söhne nach Portugal aus, um diesen Mann in der Nähe von Lamego kennenzulernen und mit ihm ins Geschäft zu kommen. Das gelang ihm auch und so sprangen überall entlang des Douro Handelshäuser auf, die den beliebten Portwein nach England verkauften.
Damit der Schwarzmarkt sich der Beliebtheit des Portweins nicht bedienen konnte, wurden knapp hundert Jahre später die Grenzen des Anbaugebiets für den Portwein am Douro ganz genau abgesteckt. Damit war Portugal das erste Land, das 1756 einen gesetzlichen Beschluss für die Grenzen seines Wein-Anbaugebietes hervorbrachte.
Heute umfasst Portugals Weinland 260 000 Hektar mit einer Produktion von 5 bis 6 Millionen Hektoliter Wein. Dieser wird in 5 Weinbauzonen produziert aus denen 40 Qualitätswein-Anbaugebiete hervorgehen. Wie die Qualität der portugiesischen Weine zusammengesetzt ist, wie man sie anhand von bestimmten Bezeichnungen erkennt und was es mit dem Korken auf sich hat, dem gehe ich in diesem Artikel auf den Grund.
Welche Weinkategorien gibt es in Portugal?
DOC/DOP – Der Beste
Von den 40 Qualitätswein-Anbaugebieten sind 31 sogenannte DOC/DOP-Weine. Manche sprechen auch von 29, was ebenfalls korrekt ist, da Regionen wie Douro und Porto sowie Madeira und Madeirense zusammengefasst wurden.
DOC steht für das Portugiesische Denominação de Origem Controlada, was auf die kontrollierte Ursprungsbezeichnung verweist. DOP, Denominação de Origem Protegida, ist seit 2009 die neue europäische Bezeichnung für eine kontrollierte Herkunft.
Dieser Status entspricht der höchsten regulierten Qualitätsstufe und gleicht dem französischen AOC-System, dem spanischen DO und dem italienischen DOC.
Nicht nur sind die geographischen Grenzen für die DOC/DOP-Weine streng definiert, auch gibt es eine Obergrenze für die Traubenproduktion sowie ein Maximum für die Vielfalt der Reben, die verwendet werden dürfen.
Vor einer Zulassung müssen die Weine außerdem offiziell verkostet sowie anderen Qualitätsprüfungen unterzogen werden.
IPR – Der mit Entwicklungspotenzial
Indicação de Proveniência Regulamentada klassifiziert 6 Qualitätsweingebiete und weist ebenfalls auf die Regelung, die mit ihrer Herkunft einhergeht. Diese Weine entsprechen der französischen Kategorie VQPRD (Vin de Qualité Produit dans une Région Déterminée).
Seit 1991 gibt es diese neue Bezeichnung, die ebenfalls auf die geregelte Herkunft der Qualitätsweine hinweist. Sie ist ein Indikator für den portugiesischen Durst zur Weiterentwicklung. Denn, wenn die Weine aus diesen Weinanbaugebieten nach 5 Jahren eine kontinuierliche Qualitätssteigerung nachweisen können, erhalten sie den heiß begehrten DOC-Status.
Im Deutschen ist das IPR-Siegel mit dem G.g.A (Wein mit geschützter geografischer Angabe = Landwein) zu vergleichen, wobei das IPR nur für Weine verliehen wird.
VR/IG/IGP – Der Regionalwein
Portugal hat 14 regionale Weingebiete. Weine mit dem Ursprung aus diesen Gebieten werden als Vinho Regional (VR) betitelt. Natürlich hat die Europäische Union auch dafür eine schicke neue Bezeichnung, das Kürzel IG für Geographische Indikation oder IGP für Geschützte Geographische Indikation.
Zwar wird der Vinho Regional offiziell als die unterste Qualitätsstufe gehandelt, doch hat es vielmehr mit den wenigen Vorschriften zu tun als mit der Qualität per se. Die Flexibilität erlaubt den Winzern etwas mehr mit Rebsorten und Menge zu experimentieren, woraus viele hochwertige Weine entstehen. Doch auch die VR Weine sind bezüglich der Rebsorten, des Mindestalkoholgehalts und anderer Regularien gebunden.
Vinho de Mesa – Der Tafelwein
Mit Vinhos oder Tafelweinen werden einfache portugisiesche Weine bezeichnet, die an keine Weisungen gebunden sind und meist keine komplexe Struktur haben. Sie werden nicht von lokalen Weinkommissionen geprüft und können frei hergestellt werden.
Zwar genießen die Tafelweine kein offiziell hohes Ansehen, doch gibt es in Portugal viele ambitionierte Weinbauern, die ganz bewusst die freie Variante der Weinherstellung gewählt haben, um außergewöhnliche Weine vollbringen zu können ohne sich an irgendwelche Regeln halten zu müssen.
Welche Weinbezeichnungen sind in Portugal relevant?
Wie in anderen Ländern auch gibt es in Portugal Weine, die auf Weingütern produziert werden und/oder in Kellereien. Weingüter heißen im Portugiesischen Quintas und unter Caves verstehen die Portugiesen Weinkellereien.
Folgende Bezeichnungen verweisen auf die Qualität der Weine in Portugal:
Verde:
Als Verde werden Jungweine getauft, die sofort nach nach Abschluss des Gärungsprozesses getrunken werden. Verde haben kein Reifepotential, werden daher keiner Alterung unterzogen und schnell konsumiert.
Maduro:
Maduro heißt auf portugiesisch so viel wie “alt” oder “gereift” und bezeichnet alle reifen Weine, die nicht unter Verdes fallen.
Reserva:
Bezeichnet alle Rot- und Weißweine mit einer herausragenden Weinqualität. Diese sind besonders für den sogenannten Barrique-Ausbau, d.h. die Reifung im Eichenholzfass, geeignet. Reservas werden dort mindestens 1 Jahr ausgebaut und reifen insgesamt 3 Jahre in Fass und Flasche.
Grande Reserva:
Diese Weine werden mindestens 2 Jahre im Eichenholzfass gelagert und reifen insgesamt mindestens 5 Jahre in Fass und Flasche. Diese Regelung gilt nicht für weiße Grande Reservas, denn sie müssen 6 Monate im Fass reifen und insgesamt 2 Jahre heranwachsen.
Garrafeira:
So wird ein Spitzenjahrgang eines Rotweins getauft, der eine Fassreife von mindestens 2 Jahren aufweist und eine Flaschenreife von einem Jahr. Weißweine haben eine einjährige Reifung im Fass sowie eine halbjährige Lagerung in der Flasche vor sich. Der Mindestalkoholgehalt von Garrafeiras muss 11,5% Vol. betragen sowie mit dem jeweiligen Jahrgang versehen sein.
Velho:
Velho ist der allgemeine portugiesische Terminus für gealterte Weine. Der Rotwein muss dabei zumindest 3 Jahre ausgebaut werden und der weiße Velho mindestens 2 Jahre alt sein. Auch hier ist ein Mindestalkoholgehalt von 11,5% Vol. Voraussetzung.
Portugals Korken – der kleine Schutzengel des Weins
Der Korken ist wichtig für den Wein, da er bereits vieles über die Qualität seines Schützlings verraten kann. Portugal ist der Spitzenreiter unter den Korkenherstellern und produziert 190 000 Tonnen Korken, was 51% der Weltproduktion ausmacht. Nicht umsonst vertreiben Souvenirläden portugalweit Accessoires wie Taschen oder Schuhe aus Kork an Touristen und Liebhaber.
Aber was sagt uns nun der Korken über die Qualität des Weins? In erster Linie schützt der Korken den Wein vor der Interaktion mit Sauerstoff. Denn in der Flasche sind bereits kleine Mengen Sauerstoff enthalten, die einen langsamen und vorsichtigen Austausch der Inhaltsstoffe des Weins ermöglichen. Zu viel Sauerstoff fördert die Ausbreitung von Essigbakterien und beeinflusst die Farbe des Weins. Rotwein verblasst, Weisswein wird braun.
Beim Öffnen einer Weinflasche verrät uns die Konsistenz des Korkens viel über die Qualität des edlen Tropfens. Nach ca. 10 bis 20 Jahren lässt die Lebensqualität eines Korkens nach. Ergebnis: er wird durchlässig.
Doch auch zu trockene Korken schützen den Wein nicht mehr so wie sie sollen. Sie ziehen sich zusammen, weshalb die Weinflasche nicht mehr dicht bleibt. Um die Austrocknung zu verhindern, sollen Weinflaschen daher auch liegend gelagert werden.
Allerdings verlieren nasse Korken schnell ihre Struktur. Sie werden bröckelig und büßen somit ihre Funktion als Schutzmechanismus ein. Entgeht dieser Zerfall dem Besitzer, so können sich auf dem Korken Pilze bilden oder er wird von lästigen Fruchtfliegen als Eiablage benutzt.
Der ideale Korken muss also fest sein, etwas elastisch und oben trocken, dann steht auch einer jahrelangen Lagerung nichts mehr im Wege.
Über die Autorin
Inara Muradowa ist SEO-Expertin und Corporate Blogger. Neben technischer Suchmaschinenoptimierung und SEO-Beratung steht sie Unternehmen mit Konzeption und Verfassen von professionellen Blogposts tatkräftig zur Seite.